Formel 1: Triumpf und Tragödie
05.10.2014
Das Formel 1-Rennen zum Großen Preis von Japan hat für den britischen WM-Führenden Lewis Hamilton einen bitteren Lorbeer gebracht. Kurz vor dem Ende des von Regengüssen, Renn-Unterbrechungen und roten Flaggen geprägten Chaos-Rennens verunglückte der Marussia-Pilot Jules Bianchi schwer. Noch Stunden nach dem Rennen war unklar, wie der tatsächliche Zustand des Fahrers wirklich ist – eine schwarze Wolke über der Formel 1.
Rein sportlich hat Mercedes das Tor zur Weltmeisterschaft in Suzuka nicht durchschritten, obwohl Hamilton und seinem Teamkollegen Nico Rosberg ein Doppelsieg glückte. Ein grandioses Rennen angesichts der Umstände, das Hamilton gegen Rosberg auch aufgrund dessen Schwierigkeiten mit dem Auto und der Balance verdankt. Rosberg gab sich tapfer nach der Zielflagge, sieben Punkte Verlust seien im Rahmen, doch das dürfte nur die halbe Wahrheit sein.
Hamilton hat das Momentum auf seiner Seite. Drei Siege in Folge, der achte im laufenden Wettbewerb, und zehn Punkte Vorsprung auf Rosberg sprechen eine klare Sprache. Die Waage neigt sich Stück für Stück Richtung Hamilton. Seit dem Zwischenfall mit Rosbergs aggressiver Attacke auf Hamilton hat sich der Brite als stärker erwiesen. Es bleibt ausgesprochen interessant, ob es Rosberg wohl gelingen kann, abermals zurückzuschlagen.
Den dritten Platz konnte sich Sebastian Vettel sichern. Der immer noch amtierende Weltmeister, der seit dem jüngsten Rennen auch rechnerisch entthront ist, weil er seinen Titel definitiv nicht mehr verteidigen kann, hat damit einen seiner besseren Tage in dieser Saison erwischt. Das zeigt sich auch daran, dass Vettel im Rennen seinen teaminternen Konkurrenten Daniel Ricciardo hinter sich lassen konnte. In dieser Saison ist das ein seltenes Bild gewesen.
Nach dem Rennen hat Vettel, der seinen Abschied von Red Bull angekündigt hat, von einem sehr schwierigen Unterfangen auf der Piste gesprochen. In diesem Rahmen ist ihm ein Rennen geglückt, das ohne sonderliche Fehler über die Bühne ging. Allerdings ist auch das eher relativ, denn die beiden Silberpfeile waren für die Red Bull Autos auch an diesem Tag unerreichbar weit entfernt. Best of the Rest heißt das Trostpflaster für den Weltmeister.
Das Rennen selbst war von vielen spektakulären Aktionen geprägt. So konnte sich Vettel in Szene setzen, als ihm Attacken auf den Williams-Piloten gelang, Kollege Ricciardo konnte gleich beide Williams-Fahrer hinter sich lassen. Das alles nutzte aber nichts, denn Jenson Button war mit einer sehr aggressiven Reifenstrategie unterwegs und konnte sich plötzlich als Verfolger des Mercedes-Duos positioniere.
Unter dem Strich musste der Brite allerdings den beiden Red Bull-Fahrern den Vortritt lassen, denn sowohl Vettel als auch Ricciardo waren für den McLaren zu schnell. Rang fünf ist für den gebeutelten Rennstall allerdings auch ein recht gutes Ergebnis. McLaren ist mit den zehn Punkten von Button wieder um fünf an den Rennstall von Force India herangekommen, ein Zähler trennt die Kontrahenten nun, die um Platz fünf rangeln. Nico Hülkenberg hat in Japan vier der fünf Zähler eingefahren, sein Kollege einen.
Darüber wäre der Traditionsrennstall von Ferrari wohl auch nicht ganz unglücklich gewesen, doch dem Fahrerduo Fernando Alonso und Kimi Räikkönen blühte in Fernost eine Nullnummer. Alonso beendete früh das Rennen mit einem technischen Malheur, Räikkönen wurde nur Zwölfter im Klassement. Für Ferrari geht die Saison der Leiden weiter, allerdings wird der bereits eingeleitete personelle Umbruch weitergehen und zwar mit dem Star-Fahrer Sebastian Vettel, wie zu hören ist. Ferrari hat damit nur noch wenige Chancen gegen Williams, das seinen Vorsprung um 14 Punkte ausbauen konnte.