Formel 1: Vettel-Tsunami in Fernost
04.10.2014
Ein kleiner Tsunami ist über die Formel 1 hereingebrochen. Anlässlich des Großen Preis von Japan im fernen Suzuka haben sich die Anzeichen verdichtet, dass Sebastian Vettel zum Saisonende von Red Bull zu Ferrari wechselt. Ganz überraschend kommt das nicht, denn sowohl von Seiten Vettels als auch Ferraris ist immer wieder die gegenseitige Wertschätzung spür- und hörbar gewesen. Vettel verlässt den heimischen Rennstall und wechselt zum Traditionsrennstall schlechthin.
Das Beben wird eine regelrechte Flut auslösen, die personell tiefgreifende Änderungen in der Formel 1 mitbringen dürfte. Denn niemand anderer als Fernando Alonso muss Sebastian Vettel weichen. Der wird sich einen neuen Job suchen und mit Sicherheit finden, denn Alonso ist ein Top-Fahrer für den sich nur ein Wechsel zu einem Top-Team wirklich lohnt. Im Gespräch ist McLaren, Mercedes ist schwer vorstellbar, gleiches gilt für Red Bull. Die übrigen Rennställe dürften allein an den finanziellen Hürden für die Verpflichtung Alonsos scheitern.
Damit wird das Personalkarussell eventuell sämtliche große und viele kleinen Rennställe durcheinanderwürfeln. Bei Red Bull muss natürlich ein Nachfolger gefunden werden, allerdings ist der Druck nicht so groß, wie man sich denken könnte, denn Vettels derzeitiger Partner, Daniel Ricciardo, ist mit einer hervorragenden Saisonleistung in die Fußstapfen von Mark Webber getreten. Ricciardo ist durchaus zuzutrauen, ein Champion zu werden. Allein: Den Beweis muss der Australier schon noch antreten.
Für Vettel ist der Wechsel von Red Bull zu einem anderen Rennstall ein großer Schritt. Dort ist seine Heimat, er ist im Brauseimperium ausgebildet worden und peu á peu nach oben gekommen. Mit seinem Sieg für den Zweitrennstall Toro Rosso im Jahr 2008 hat er Geschichte geschrieben und sein Potenzial erstmals angedeutet. Das konnte Vettel in den Folgejahren bei Red Bull ausschöpfen, als er Serienweltmeister von 2010 bis 2013 wurde. Doch nichts ist für die Ewigkeit, wie die laufende Saison gezeigt hat.
Die Umstände sind hinreichend bekannt: Grausame Probleme bei der Vorbereitung auf die Saison, mit gravierenden technischen Problemen, die sich bis in die erste Saisonhälfte hineinzogen. Augenfällig ist, dass diese ausgerechnet den Altmeister Vettel und nicht den Neuling Ricciardo betrafen. Möglicherweise bietet das Spielraum für raunende Spekulationen um die hausinterne Stimmung, Teampolitik und frühe Signale, dass Vettel seinem Heimrennstall nicht die Treue halten werde.
Mit Daniel Kwjat setzt Red Bull abermals auf einen jungen Nachwuchsfahrer aus dem eigenen B-Rennstall Toro Rosso. Bislang hat der russische Pilot immerhin acht Punkte aus 14 Grand Prix errungen. Man darf gespannt sein, wie sich Red Bull in der Zeit nach Vettel schlagen wird. Und Ferrari? Der Rennstall verspürt immensen Druck. Fernando Alonso ist in seiner fünften Saison wieder weit entfernt von allen Titelchancen, die persönlichen Ambitionen und die des Rennstalls eilen der Realität wie gewohnt weit voran.
Ein Wechsel von Alonso zu McLaren würde durchaus Sinn machen, auch wenn der Rennstall seit geraumer Zeit mit noch heftigeren Problemen zu kämpfen hat, als es bei Ferrari der Fall ist. Denn mit Honda steht schon ein potenter Autokonzern in den Startlöchern, der technologisch allein durch den Status als Motorenlieferant und natürlich finanziell dem Rennstall erheblichen Schub verleihen könnte. Ein Weltmeister – Duo aus Button und Alonso wäre denk- und dankbar.
Für die aktuelle Saison sieht es so aus, als könnte Mercedes den ersten Weltmeistertitel schon bald eintüten. Nico Rosberg hat sich im Qualifying ganz vorn platzieren können, Lewis Hamilton fährt im zweiten Mercedes knapp hinterher. Bringt der Silberpfeil-Rennstall beide Autos über die Ziellinie, gar als Doppelsieg, könnte es je nach Konstellation schon mit dem Titel in der Konstrukteurswertung klappen. Wenn nicht, im nächsten Anlauf.
Die beiden Williams Fahrer starten hinter den Mercedes-Boliden, gefolgt von Fernan do Alonso im Ferrari und Kevin Magnussen im McLaren. Dem sitzt Jenson Button im zweiten McLaren im Nacken, ehe Sebastian Vettel vor seinem vermutlichen neuen Teamkollegen, Kimi Räikkönen, Rang neun im Starterfeld belegt.