Wintercamping in Lappland
27.02.2006

Verschneite Landschaft und eisige Seen - das sind die idealen Reiseziele für Wintercamper. Für sie bieten sich skandinavische Regionen besonders an, zum Beispiel der hohe Norden Finnlands. In Lappland kann man das ganze Jahr rund um sein mobiles Heim das pure Vergnügen im Schnee finden. Aber Vorsicht: Nicht jeder Caravan und nicht jedes Wohnmobil sind geeignet und darauf vorbereitet, in der Nähe des Polarkreises bei Temperaturen bis zu minus 40 Grad ein gemütliches Heim in stiller Winterlandschaft zu bieten.
Im Land der 188 000 Seen ist Camping keineswegs eine Rarität, für die sich im Winter nur hart gesottene Freizeitaktivisten begeistern. Unter die ausländischen Besucher der dortigen 330 Camping- und etwa 72 000 Stellplätze, davon 10 000 Winterstandplätze, die zumeist das ganze Jahr über geöffnet bleiben, mischen sich auch vermehrt deutsche Fernreisecamper. Doch nicht immer sind ihre Fahrzeuge so winterfest, wie es in diesen Breitengraden vonnöten wäre. Hans-Karl Sternberg, Geschäftsführer des Caravaning Industrieverbands von Deutschland (CIVD), mahnt daher zu einer zielgerichteten Auswahl und Ausrüstung der Fahrzeuge, um unliebsamen Überraschungen vorzubeugen.
Die finnischen Campingplätze im Norden sind zwar auf eisige Temperaturen mit ihrem Angebot an Heißduschen, Stromanschlüssen und Gasflaschentausch bestens vorbereitet und eine Sauna ist überall Standard. Gegen schlecht isolierte oder bereits vom Hersteller mangelhaft konzipierte Fahrzeuge sind sie allerdings machtlos.
Wer auch im Winter mit Caravan oder Wohnmobil auf Reisen an den Polarkreis gehen möchte, sollte also bereits beim Kauf darauf achten, dass sein Reisemobil doppelte Wände mit winterfester Isolierung besitzt und über einen Doppelboden und über eine funktionstüchtige Fußbodenheizung verfügt. Für Wohnwagen werden Wandstärken von etwa drei Zentimetern sowie ein mindestens vier Zentimeter dickes Dach und ein ebenso dicker Boden empfohlen. Auch Thermomatten zur Abdeckung der einfach verglasten und damit kältedurchlässigen Scheiben im Fahrerhaus eines Wohnmobils, gegebenenfalls auch für den Durchstieg zwischen Fahrerhaus und Wohnbereich, sind unbedingt notwendig.
Daneben muss der in die Kälte Fahrende schon bei der Anschaffung darauf achten, dass die aus den Auströmern entweichende warme Heizluft auch wirklich alle Winkel in seinem Freizeitmobil erreicht. Einige Hersteller bieten für besonders Wärmebedürftige auch Warmwasser- und elektrische Heizungen an. Trotzdem ist nicht immer ausreichend gewährleistet, dass die in den Fahrzeugen verlegten Wasserleitungen und auch die Wasser- und Abwassertanks nicht einfrieren - ein Mangel, der meist zu spät bemerkt wird. Zu den Pflichten eines Wintercamper gehören ferner Winterreifen, Schneeketten und auch eine Traktionshilfe für die Antriebsachse sowie Starthilfekabel, Schneeschaufel, Schlossenteiser. Und für den Caravancamper sind Tropfbleche an Bug- und Heckfenster zur Ableitung von Tauwasser notwendig, damit der Gasflaschenkasten nicht einfriert.
Gut ausgestattet, wird die Reise in den hohen Norden zum Vergnügen. Langlauf-Loipen liegen häufig gleich vor der "Haustür". Auch für Alpinisten gibt es im Land der Samen zahlreiche Gelegenheiten, selbst wenn die Pisten hochalpines Niveau nur selten erreichen. Dafür bieten sich Beschäftigungsmöglichkeiten völlig anderer Art als in den Alpenländern gewohnt, zum Beispiel ein Ausflug mit Motor-, Rentier- oder einem von Huskys gezogenen Hundeschlitten. Sehr beliebt ist auch das Eiscarting oder sogar die schnelle Runde mit einem Rallye-Auto über die Schneepiste. Vor allem jedoch die ungestörte Wanderung durch eine fast unberührte Schneelandschaft lässt das Herz aufgehen; und für ganz sportliche Fußgänger sorgt auch schon mal ein Gang mit Schneeschuhen für Abwechslung. Aber auch das häufig viel Geduld erfordernde Eisangeln nach schmackhaften Lachsen in einem der zahllosen Seen locken den erholungsbedürftigen Wintercamper nach Lappland.
Zu achten sind aber noch auf ein paar Besonderheiten der finnischen Verkehrsvorschriften. So dürfen Wohnmobile - sofern Verkehrszeichen nicht anderes vorschreiben - mit einer Erstzulassung ab 1. Januar 1995 und einem Leergewicht von 1 875 Kilogramm sowie Wohnmobile mit einer Erstzulassung ab 1. Januar 1981 und einem Leergewicht von 1 800 Kilogramm außerorts und auf Autobahnen zwar 100 km/h fahren. Alle anderen, auch Gespanne, aber müssen sich dort jedoch mit 80 km/h bescheiden. Innerorts gilt wie in Deutschland 50 km/h. Tagsüber muss überall mit Licht gefahren werden. Straßenbahnen haben immer Vorfahrt, im Zweifel besser auch Rentiere und Elche. Von Dezember bis Februar sind Winterreifen mit der Aufschrift M+S oder MS für alle Fahrzeuge bis 3,5 t Gesamtgewicht Pflicht (Profiltiefe mindestens 3 mm). Das gilt auch für gebremste Anhänger von Gespannen. Die Promille-Grenze liegt bei 0,5 Prozent. Strafen für Verkehrsverstöße werden je nach Einkommen ermittelt. Achim Feist/mid mid/ft