Caravan Salon: Premieren für Einsteiger (Teil 1)
17.08.2006
Ein Premierenfeuerwerk brennt in diesem Jahr der Caravan Salon in Düsseldorf (26. August bis 3. September) ab. Weil fast alle Transporter-Hersteller ihre Basisfahrzeuge erneuert haben, sind auf der führenden Freizeitfahrzeugmesse so viele neue Reisemobile wie nie zuvor zu sehen.
Bei den Wohnmobilen geht der Trend unvermindert hin zu günstigen und kompakten Fahrzeugen, die neuen Zielgruppen den Einstieg in die Welt des Caravaning schmackhaft machen sollen. Auch bei den Wohnwagen tut sich an beiden Enden des Modellangebots etwas: bei den ganz kleinen, eher spartanischen Fahrzeugen und bei den großen Luxus-Caravans.
Insgesamt sind auf der Messe rund 2 000 Freizeitfahrzeuge der unterschiedlichsten Preisklassen zu sehen. Die Ausstellungsfläche wuchs auf nunmehr elf Hallen und 200 000 Quadratmeter. Einer der Stars des Salons ist der 1,7 Millionen Euro teure Teschner XLII Prevost Ultimate Class, das teuerste Reisemobil, das je auf der Messe gezeigt wurde. Auf 14 Metern Länge und 2,55 Metern Breite bietet das High-End-Mobil luxuriöse Materialien und allen erdenklichen Ausstattungskomfort. Noch mehr Bewegungsfreiheit spendiert der bei der ostdeutschen Firma Teschner ausgebaute Bus seinen Passagieren, wenn die beiden Erker ausgefahren werden. Dann streckt sich das Fahrzeug auf 3,40 Meter Breite. Das in Düsseldorf gezeigte Mobil wird direkt nach der Messe an den neuen Besitzer in den USA verschifft.
Etwas erschwinglicher, aber für die meisten Messebesucher dennoch unerreichbar ist der Concorde Liner auf Basis des MAN TGL, der ab 179 400 Euro erhältlich ist. Neu im Programm der Baureihe ist die fast zehn Meter lange Version 990 M für 202 300 Euro. Dafür gibt es dann aber auch eine reichhaltige Ausstattung mit Bi-Xenon-Scheinwerfern, Klimaanlage, Luftfederung, Standheizung und Navigationssystem. Kirschbaum-Möblierung, Rundglasdusche, Edelstahl-Gasherd, 175-Liter-Kühlschrank mit großem Gefrierfach sollen den Aufenthalt an Bord verschönern. Den Antrieb besorgt ein wahlweise 210 PS oder 240 PS starker Dieselmotor mit Partikelfilter, der die Euro-4-Norm erfüllt.
Carthago bringt mit dem M-Liner eine günstigere Version des großen Mega-Liners. Der M-Liner fährt wahlweise auf dem Iveco Daily oder dem Iveco-Buschassis Eurocargo Tector vor und ist ab 129 500 Euro erhältlich. Neu sind unter anderem die Heckgarage und der durchgängige Boden im Wohnbereich. Die wichtigen Premieren gibt es aber vor allem bei den Brot-und-Butter-Fahrzeugen in den unteren und mittleren Preisklassen. Grund sind die neuen Basisfahrzeuge: Nicht nur der Marktführer Fiat Ducato und die baugleichen Peugeot Boxer und Citroen Jumper fahren im neuen Gewand und mit stärkeren und saubereren Motoren vor; auch der Ford Transit, der Iveco Daily sowie die Schwestermodelle Mercedes Sprinter und VW Crafter sind umfassend erneuert worden und wollen ihren Marktanteil im Reisemobilgeschäft ausbauen. Gleiches gilt für das deutsch-französische Transporter-Paar Opel Movano und Renault Trafic, das ebenfalls überarbeitet worden ist.
Dementsprechend gelten die Fortschritte, die die neue Transportergeneration gegenüber den Vorgängermodellen aufweist, auch für die neuen Reisemobile. Unabhängig vom jeweiligen Hersteller bieten die Fahrzeuge mehr Komfort und ein Fahrverhalten, das sich dem von Pkw nähert, ein modernes Design, das vom robust-rustikalen Nutzfahrzeugcharme Abschied nimmt, sowie stärkere und zugleich nach der Abgasnorm Euro 4 eingestufte Motoren. Zudem legen die Aufbauhersteller immer mehr Wert auf zeitgemäßes, von der Pkw-Optik beeinflusstes Design, frische Farben abseits des klassischen Wohnwagen-Weiß, und eine bessere Sicherheitsausstattung inklusive Airbags, ABS und serienmäßigem oder optionalem ESP.
Weil darüber hinaus die Transporterfahrgestelle je nach Modell rund zehn bis 30 Zentimeter länger geworden sind, profitieren auch die rollenden Heime vom Längenwachstum, das mehr Bewegungsfreiheit und Variabilität im Wohnbereich gewährleistet. Der Fiat Ducato und seine technischen Brüder von Peugeot und Citroen ermöglichen jetzt außerdem je nach Version ein Gesamtgewicht von bis zu vier Tonnen. Beim Ford Transit bleibt es bei maximal 3,5 Tonnen. Spitzenreiter in der Gewichtsklasse bleibt der Iveco Daily mit bis zu 6,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht.
Ein Beispiel für die gelungene Integration Pkw-artigen Designs ist die neue S-Klasse von Hymer. Das integrierte Reisemobil besitzt unter anderem Klarglas-Scheinwerfer mit Xenon-Technik und Chromeinfassung, schwungvolle Rückleuchten und einen Dachspoiler am GfK-Heck. Standesgemäß fährt die auch im Inneren luxuriöse S-Klasse von Hymer auf dem Mercedes Sprinter mit serienmäßigem ESP. Die Preise für den 8,13 Meter langen Fünf-Tonner beginnen bei 111 000 Euro.
Noch ein bisschen mutiger wirkt der neue Knaus S-Liner, der die Idee des im vergangenen Jahr vorgestellten kompakten C-Liners weiterführt. Eine aggressive Front mit schmalem Kühlergrill, markante Scheinwerfer mit je drei Leuchten sowie Felgen, die auch einem sportlichen Pkw gut zu Gesicht stehen würden - so will der Nachfolger des Sun-Liner in der Reisemobil-Oberklasse neue Akzente setzen. Die Preise des auf Fiat Ducato aufgebauten und in vorerst vier Grundrissen erhältlichen S-Liners beginnen bei knapp 67 000 Euro.
Etwas unterhalb dieser Preisregion bewegt sich der Caravanhersteller Fendt, der erstmals nach vielen Jahren wieder ein Reisemobil anbietet. Produzieren lässt der bayerische Traditionshersteller den in drei Varianten erhältlichen Teilintegrierten beim italienischen Unternehmen Giottiline. Die kürzeste Version der T-Baureihe misst 6,82 Meter und verfügt über ein längs eingebautes Bett im Heck. Weitere Sitzgelegenheiten sind die drehbaren Fahrer- und Beifahrersitze und ein längs eingebautes Sofa. Die längeren Grundrisse verfügen über eine Heckgarage beziehungsweise zwei Einzelbetten. Die Preise für die neue, auf Iveco Daily aufgebaute Fendt- Reisemobilbaureihe beginnen bei 57 300 Euro.
Am Dethleffs-Stand debütiert die überarbeitete Advantage-Baureihe, die es in 21 Grundrissen in den Aufbauarten Alkoven, Teilintegrierter und Integrierter zu Preisen ab 37 000 Euro gibt. Der Advantage auf Basis des neuen Ducato nimmt das schwungvolle Frontdesign des Fiat-Transporters auf und führt in der Linienführung der Fahrzeugflanken weiter. Im Inneren finden sich zahlreiche Ideen eines ausschließlich mit Frauen besetzten Entwicklungsteams wieder, das vor allem auf Variabilität Wert gelegt hat. Dazu zählen etwa die flexible Abdeckung von Kocher und Spüle in der Küche sowie ein verschiebbarer Waschtisch im Bad: Wer sich waschen will, schiebt den Tisch in die Duschkabine; vor dem Duschen schiebt man ihn wieder heraus.
Weiter umkämpft ist die Zielgruppe der Einsteiger, die sich zum ersten Mal für ein Reisemobil entscheiden. Dies können jüngere, gut verdienende oder aber in der Regel ältere Paare sein, deren Kinder schon aus dem Haus sind oder zumindest nicht mehr in den Urlaub mitkommen. Diesen Kunden genügen häufig übersichtliche Fahrzeuge mit Grundrissen, die auf zwei Personen ausgelegt sind. Daher tut sich bei diesem Caravan Salon vor allem in der Einsteigerklasse einiges.
Von Hobby stammt beispielsweise der neue Hobby Van auf dem Flachbodenchassis des Ford Transit. Zum Preis von 35 900 Euro erhält der Kunde ein 6,07 Meter langes Mobil in der 3,5-Tonnen-Klasse mit einer bereits in der Basisversion umfangreichen Ausstattung, die zwei Airbags, ABS, Antriebsschlupfregelung, Tempomat und Multifunktionslenkrad umfasst. Das 1,96 Meter mal 1,30 Meter große, quer im Heck eingebaute Bett reicht für zwei Personen aus. Fährt ein Dritter mit, lässt sich eine weitere Schlafstätte aus Einzelsitz, Tisch und Halbdinette bauen.
Auch Dethleffs rundet die Angebotspalette nach unten ab und stellt den bekannten "Globebus" nun als Kompakt-Integrierten vor: Das 42 000 Euro teure Mobil baut auf dem Fiat Ducato auf und bietet auf 5,89 Metern Länge genügend Platz für zwei Personen. Mit an Bord ist ein Hubbett mit 1,90 Meter Länge und 1,40 Meter Breite. Insgesamt besteht die Globebus-Baureihe künftig aus sechs Modellen: je drei Teilintegrierte und drei Integrierte zu Preisen ab 36 000 Euro. Generell bietet Dethleffs seine Fahrzeuge künftig als günstigere "Basic"-Version mit einfacher Ausstattung und als "Luxus"-Version mit gehobenem Standard an.
Knaus-Tochter Weinsberg zeigt den neuen Van Imperiale V als Prototyp. Das kompakte Reisemobil auf Ducato-Basis bleibt ebenfalls unter 3,5 Tonnen Gesamtgewicht und unter sechs Metern Fahrzeuglänge. Unter den Teilintegrierten buhlt der neue Imperiale S um Einsteiger-Kunden. Die neue Baureihe wird in drei Aufbaulängen zwischen 6,36 Metern und 7,04 Metern ab 38 000 Euro angeboten. Wettbewerber Hymer baut seinen im vergangenen Jahr vorgestellten Van nun ebenfalls auf dem neuen Transit auf und bietet das 6,58 Meter lange Fahrzeug jetzt mit einem zweiten Grundriss an. Als Einstiegsmodell in die Alkoven-Klasse fungiert künftig der Hymer Camp in der Version C-CL.
Auch Karmann-Mobil hat es neuerdings auf Einsteiger abgesehen: Der silberfarben lackierte Van Davis auf dem neuen Ducato ist in einer nur 5,41 Meter langen Version mit Hecksitzgruppe ab knapp 39 000 Euro erhältlich; darüber hinaus wird ein weiterer Grundriss mit 5,99 Metern Länge, Doppelbett und einem darunter liegenden großen Stauraum angeboten. Bei der Neuauflage des Ontario ist Karmann dem Mercedes Sprinter untreu geworden und baut das Alkovenmobil stattdessen nun auf dem Ducato auf. Drei Versionen, darunter das Topmodell Ontario 700 mit Doppelbett und Heckgarage, stehen zur Auswahl. Die Preise beginnen bei 44 950 Euro.
Den Sprinter James Cook bietet Mercedes im Zuge der Modellerneuerung nun erstmals in zwei selbstständigen Karosserievarianten an. Die Variante "Classic" besitzt das Hochdach des Basisfahrzeugs, der "Compact" erhält ein Hochdach vom Ausbaupartner Westfalia; dort ist Platz für ein Dachbett. Zudem ist der James Cook künftig in zwei Design- und Ausstattungslinien erhältlich. Das kompakte Reisemobil basiert auf dem 5,91 Meter langen Sprinter mit 3,67 Metern Radstand; der Innenraum soll sich dank Modulbauweise individuell gestalten lassen. Beispielhaft ist die serienmäßige Sicherheitsausstattung des Basisfahrzeugs, das unter anderem über eine neue ERP-Generation mit Ladungs- und Schwerpunkterkennung verfügt. Ebenfalls Serie sind Bremsassistent, zwei Frontairbags und Isofix-Kindersitzbefestigungen auf der Sitzbank; optional sind Seitenairbags erhältlich.
VW Nutzfahrzeuge spendiert dem kompakten California auf Multivan-Basis eine optionale Luftfederung und ein Sondermodell namens "Sonora". Das knapp 50 000 Euro teure Mobil verfügt auf Basis der "Comfortline"-Ausstattung zusätzlich über eine Zweifarben-Lackierung, Navigationssystem und Klimaautomatik. Außerdem zeigt das Unternehmen eine komplett in Weiß lackierte Designstudie des California, der auch im Innenraum ganz in Weiß gehalten ist. Der Transporter Crafter liefert außerdem die Basis für ein neues kompaktes Reisemobil des Luxusherstellers Niesmann + Bischoff.
(Es folgt Teil 2) mid/mh