Nissan-Roadster Jikoo mit Schwiegermuttersitz
24.10.2003
Als Überraschung enthüllte Nissan-Präsident Carlos Ghosn auf der 37. Tokyo Motor Show die Konzeptstudie Jikoo, eine Zeitmaschine auf Rädern. Der zweisitzige Roadster knüpft im Design an den Datsun Roadster von 1935 an und steht für die sportliche Tradition des in diesem Jahr 70 Jahre alt gewordenen Unternehmens. Der 3,73 Meter lange Jikoo ist zugleich Nissans Beitrag zu einem Projekt der Tokioer Stadtregierung aus Anlass des 400. Jahrestags der Gründung des Shogunats Edo. Hintergrund: 1603 wurde das Fischerdorf Edo (so hieß Tokio bis 1868) Sitz einer Shogunatsverwaltung, seitdem ist die Region politischer Mittelpunkt Japans.
Bei der Auswahl der Materialien für den Jikoo ließen sich die Designer von traditionellen Handwerkskünsten leiten, die ihre Faszination über die Jahrhunderte hinweg nicht verloren haben. Der Kontrast mit ultramodernen Infotainment-Systemen macht die Begegnung mit dem 1,23 Meter hohen Concept Car besonders spannend. Das Exterieur des Jikoo bleibt mit seiner langen, hohen Front, dem kurzen Mittelteil und der radikal offenen Zweisitzigkeit eng am historischen Vorbild von 1935. Eine weitere Eigenart des Datsun Roadsters wird wiederholt – der hintere Karakuri-Sitz, im Deutschen am ehesten mit einem „Schwiegermutter“-Sitz zu vergleichen. Unter der Haube fand neben dem Motor noch ein zweistöckiges Gepäckfach aus Ebenholz Platz, das von beiden Fahrzeugseiten aus separat zu öffnen ist.
Der hohe handwerkliche Anspruch der Jikoo-Väter wird auch an den streifenförmigen Scheinwerfern deutlich: Sie erinnern an durch japanisches Papier oder Stellwände scheinendes Licht. Heckleuchten und Kühlermaske erinnern an geschliffenes Glas aus der Edo-Zeit. Bei der Gestaltung der Kotflügel war dagegen traditionelle Silberschmiedekunst gefragt. So erhielten sie jenen warmen Silberton, der zusammen mit den lackierten Flächen ein harmonisches Gesamtbild erzeugt.
Wasserbüffelhorn für die obere Lenkradhälfte
Die spannende Konfrontation zwischen alt und neu setzt sich auch im Interieur des Jikoo fort: Eine für die Edo-Epoche typische Dekorationsform mit Schildpatt stand beim Auftragen von Wasserbüffelhorn auf die obere Hälfte des Lenkradkranzes Pate – eine haptische Überraschung für moderne Hände! Der Boden des Jikoo ist mit wertvollem Holz belegt, das dank der Kombination mit einem neuen Material besonders rutschfest geriet. Die schwarzen und zinnoberroten Bezüge des Interieurs übernehmen Motive, wie sie auch auf Kabuki-Kostümen auftauchen. Die Türtafeln werden sanft von unten angestrahlt und beeindrucken durch dynamische Linien, die fließendes Wasser symbolisieren.
Hochmoderne Infotainment-Technik und Lasertechnik für die Instrumente
So traditionell vieles am Jikoo wirken mag, so hochmodern präsentiert er sich im Bereich des Instrumententrägers. Zwar schlägt das Cockpit-Layout mit seiner fächerähnlichen Aufteilung und den zylindrischen Instrumenten erneut eine Brücke zum Datsun Roadster, doch dominiert aus Sicht der Insassen modernstes Infotainment. Die über die gesamte Breite des Armaturenbretts reichenden Monitore geben ihre Informationen in dreidimensionaler Darstellung und einem einfach zu verstehenden Format wider. Für die Anzeigenadel des zentralen Rundinstruments kommt sogar Laser-Technik zum Einsatz.
Clou des Navigationssystem ist die simultane Darstellung des modernen und historischen Tokio: Auf der Fahrerseite wird das Straßennetz des Jahres 2003 angezeigt, während der Beifahrer einen Ausflug durch Edo macht. Beide Karten aktualisieren ihre Bilder mit fortschreitender Fahrt. Passiert der Jikoo einen Ort mit historischer Bedeutung, werden dessen Geschichte und die mit ihm verbundenen Ereignisse in Form von bewegten und kommentierten Bildern eingespielt. Der Nissan Jikoo – eine virtuelle Zeitmaschine.