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VW Käfer: Dauerroller
Einige Jahre ist es nun her, dass der langjährige Rekordhalter aufs Altenteil gegangen ist: 2003 endete fern der Heimat, in Mexiko, die Ära des über Jahre hinweg meistverkauften Autos der Welt. Wohlgemerkt, die Ära der Herstellung, denn der Käfer rollt noch heute über die Straßen.
So kann man in Mexiko immer noch mit einem Käfer-Taxi durch die Gegend kutschiert werden und wenn man diversen Berichten Glauben schenkt, dann wird das auch noch eine Weile so bleiben.
In Deutschland mag der kernige Klang des Fahrzeugs mittlerweile Seltenheitswert haben, doch in anderen Ländern ist das nicht der Fall. Überhaupt ist es ein Abschied auf Raten gewesen, denn bereits 1978 wurde die Produktion in Deutschland beendet. Danach blieben Brasilien und Mexiko die Herstellungstandorte.
Masse
Mit mehr als 21,5 Millionen verkauften Exemplaren hat der VW Käfer den langjährigen Top-Seller von Ford, das Modell "T", abgelöst, ehe er selbst durch den Golf im Jahr 2002 übertroffen worden ist.
Der Ursprung des Erfolges liegt im Dritten Reich, das für die Bevölkerung ein billiges Fahrzeug in großer Stückzahl produziert sehen wollte.
Vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges ging der seinerzeit noch KdF-Wagen genannte Volkwagen in Serie, aber erst nach Beendigung des Krieges folgte die Hochzeit. Im Krieg selbst ist der Volkswagen in Form von militärisch genutzten "Kübel- und Schwimmwagen" zum Einsatz gekommen. Rund 60.000 Stück davon rollten aus den Fertigungshallen.
Kult
Erstaunlicherweise war nicht nur der Erfolg in Deutschland Triebfeder des Weltruhmes, auch die USA haben einen mächtigen Anteil daran, obwohl das "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" eher als artgerechter Raum für große Wagen gilt.
Aber dort geriet das Fahrzeug neben der wirtschaftlichen Erschwinglichkeit, der robusten Konstruktion und dem relativ geringem Verbrauch zum Kultauto. Wenn sich auch der Name "Käfer" schon in den 1930er Jahren in Zeitungsmeldungen erschien, haben sich die Spitznamen "Beetle" und "Bug" in den USA in den 1950er Jahren durchgesetzt.
In Deutschland dauerte es noch einmal Jahre, bis der Film "Herbie, ein toller Käfer" den VW-Konzern regelrecht genötigt, den Trend aufzugreifen. Allerdings war die Bezeichnung schon vorher im allgemeinen Sprachgebrauch üblich.
Streit um Ursprünge des "Käfers"
Wie bei einem derart erfolgreichen Fahrzeug wenig überraschend, hat sich ein heftiger Streit um die Urheberschaft des VW Käfers entsponnen. Bèla Barényi gilt als der Urheber eines Konzeptes für den Käfer im Jahr 1925.
Diese Einschätzung, die lange Zeit bestritten wurde, ist 1953 per Gerichtsurteil bestätigt worden. Allerdings ist weiterhin unklar, ob und wie weit die Einflüsse von Dr. Josef Ganz bei der Entwicklung eine Rolle spielen; 1930 hatte dieser einen Prototyp gebaut.
Zumindest ist unklar, wie weit der Fahrzeugkonstrukteur Josef Ganz an der Entwicklung des späteren Kult-Volkswagen beteiligt gewesen ist. Der im Dritten Reich hoch angesehene Ferdinand Porsche wurde lange Zeit als eigentlicher Konstrukteur des KdF-Wagens hofiert.
Sparen für die Katz
Adolf Hitler ist vom Konzept des "Volks-Autos" begeistert gewesen, 1938 wurde der Grundstein des ersten Volkswagen-Werkes gelegt. Die Startphase ist mit einer gewissen Tragik belegt, denn mehr als 300.000 Interessenten am Volkswagen haben finanziell bluten müssen: Sie hatten bereits das Geld für den Wagen angespart, allerdings wegen der 1939 erfolgenden Umstellung auf Kriegsgüter kein Auto erhalten.
Defacto ist dieser Anspruch nie vollständig bedient worden; Anfang der 1960er Jahre erhielten die Sparer einen Rabatt auf einen Neuwagen in Höhe von 600 DM, was rund ein Sechstel des Neupreises gewesen ist. Die Bargeldabfindung betrug 100 DM.
Für die Sparer, die bereits den vollen Betrag für ein Fahrzeug hinterlegt hatte, bedeutete das letztendlich einen erheblichen finanziellen Verlust.
Nachkriegszeit
Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges dauerte es einige Jahre, ehe die Schäden an den Volkswagen-Werken behoben wurden. 1948 lief die Produktion an, allerdings hatten schon 1946 die ersten Fahrzeuge die Werkshallen verlassen. Es dauerte nicht lange, da wurde die Millionengrenze überschritten: 1955 war es soweit.
Die folgenden Jahrzehnte haben eine Reihe von Überarbeitungen und Weiterentwicklungen gebracht: Mehrfach änderte sich das Heckfenster, Ende der 1960er Jahre gab es eine vollständige Überholung der Optik, technisch erreichte das Fahrzeug im Jahr 1970 seinen Höhepunkt.
1972 ist schließlich der bis dahin schier uneinholbar führende Ford Modell T als meistgebautes Auto abgelöst worden. Doch schon zwei Jahre später ist der VW Golf als Ersatz für die Käfer-Produktion in Wolfsburg aufgenommen worden. Es sollte allerdings noch fast 30 Jahre dauern, ehe dieses Modell den Käfer als Nummer eins abgelöst hatte.
Das lange Festhalten am Käfer gilt als einer der wesentlichen Gründe für die wirtschaftliche Krise, in die Volkswagen Anfang der 1970er Jahre geraten war.
Nachfolge: High-Tech-Beetle
Wieder sind es die USA, die dem Nachfolger oder besser: der Retro-Version des VW Käfers zu Ehren verholfen haben. Im Grunde genommen hat der "New Beetle" mit dem Käfer wenige bis gar nicht gemein, denn gemessen an dem echten Käfer handelt es sich dabei um einen hochmodernen High-Tech-Aufguss.
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