In mehreren Schritten sind 260 Kleinwagen und Motorräder aus dem ehemaligen Störy-Kleinwagenmuseum in den vergangenen drei Jahren zum PS-Speicher im südniedersächsischen Einbeck überführt worden. Die seit 2005 nicht mehr öffentlich zugängliche Sammlung der kleinen Wirtschaftswunderautos soll dort ab 2018 zumindest in Teilen wieder zu sehen sein. Ab der zweiten Jahreshälfte 2017 sollen die Fahrzeuge aber bereits in den Depots an einzelnen Tagen und für Gruppen nach Voranmeldung zugänglich gemacht werden.
Der ehemalige Besitzer der Sammlung, Otto Künnecke, schloss das Museum in Störy für Besucher, da es immer aufwändiger wurde, überzogene behördliche Auflagen zu erfüllen. Die einzigartige Sammlung von Kleinwagen aus der Nachkriegszeit hatte Künnecke in mehr als 30 Jahren liebevoll zusammengetragen. Entsprechend erleichtert war er, als die Sammlung im 50 km entfernten Einbeck eine neue Heimat fand und nicht zerrissen wurde. Mehr noch: Durch die Ergänzung der Sammlung um die Stücke aus dem Eigenbesitz der Kulturstiftung Kornhaus, die den PS-Speicher betreibt, konnte die Kollektion von Otto Künnecke sinnvoll ergänzt und ausgebaut werden, so dass sie heute als die größte Ihre Art weltweit gilt.
Die Kleinstwagen der Nachkriegszeit repräsentieren im PS-Speicher, der über 300 Motorräder und Automobile in ihren jeweiligen historischen Kontexten zeigt, eine wichtige Epoche des Automobilbaus. Nachdem sich der Drang zur individuellen Mobilität in der Wirtschaftswunderzeit zunächst in steigenden Zulassungszahlen von Motorrädern ausdrückte, folgte ein Boom von kleinen Personenwagen. Da viele dieser Modelle - wie beispielsweise das Fulda-Mobil oder der Zündapp Janus - nur über einen kurzen Zeitraum und in Kleinserien produziert wurden, findet man heute kaum noch gut erhaltene Exemplare.
Zu den Raritäten der Störy-Sammlung gehört ein Kleinschnittger Spezial aus dem Jahr 1954. Das kleine Cabrio mit 250 cm³ Hubraum und 15 PS ist ein Unikat, das der Autokonstrukteur Paul Kleinschnittger persönlich 1954 für Repräsentationszwecke und sonntägliche Familienausflüge herstellen ließ. Ein weiterer Höhepunkt auf der Liste der Exponate, die bereits im PS-Speicher ausgestellt sind, ist ein Champion Ch2. Von diesem Modell fertigte der Hersteller Hermann Holbein in 1949 und 1950 nur elf Exemplare. Ein Einzylinder-Triumph-Motor mit 6,5 PS ‚beschleunigte‘ das Minimodell immerhin auf bis zu 60 Stundenkilometer. Sicher werden bis 2018 noch einige weitere der seltenen Preziöschen aus ihrem Dornröschenschlaf erwachen, um dann die Besucher des PS-Speichers zu überraschen. (dpp-AutoReporter/wpr)