Erinnern Sie sich noch an den Magdeburger Parteitag der Grünen im Jahr 1998? Damals hatte der Beschluss für Schlagzeilen gesorgt, den Benzinpreis auf fünf Mark (also rund 2,50 Euro) anzuheben. Diese Zielvorgabe sollte innerhalb eines gewissen Zeitraums erreicht werden, rund zehn Jahre wurde seinerzeit zur Umsetzung veranschlagt.
Diese Entscheidung war für die politischen Gegner ein gefundenes Fressen, von ihrer ursprünglichen Forderung ist die Partei in der Folgezeit schnell wieder abgerückt. Während die Grünen unter Kanzler Schröder die Regierungsbank drückten, ist von diesen Plänen nicht mehr viel die Rede gewesen.
Gemessen an dem, was Anfang des Jahres 2008 durch die Presse geistert, ist selbst die Grünen-Forderung vor zehn Jahren harmlos: Der Spritpreis soll nach Einschätzung von Experten auf atemberaubende vier Euro, also umgerechnet fast acht Mark steigen – mit dieser Aussicht schockten Schlagzeilen die Autofahrer zu Jahresbeginn 2008.
Trotzdem steht der Spritpreis Ende des Jahres 2007, also knapp neun Jahre nach dem Aufsehen erregenden Beschluss, gar nicht mehr so weit von der seinerzeit als utopisch abgekanzelten Preisforderung entfernt.
Die Verdopplung des Ölpreises im Jahresverlauf 2007 hat ihre Spuren hinterlassen, obwohl eine Reihe von Faktoren dafür gesorgt haben, dass der Preis nicht deutlich über dem aktuellen Niveau steht.
Mit einem Preis von mehr als 1,40 Euro, als mehr als 2,80 Mark, liegt das, was an der Zapfsäule bezahlt werden muss, deutlich über dem, was man sich 1998 vorstellen konnte. Hätte nicht der Euro seine schützende Hand über Euroland gehalten, wäre die Marke von (umgerechnet) drei Mark sicher deutlich überschritten worden.
Wenn man so will, ist das Jahr 2007 ein Meilenstein auf dem Weg zu dem Preis gewesen, den die Grünen ursprünglich auf politischem Wege erreichen wollten. Gemessen an den jüngsten Prognosen hinsichtlich der Entwicklung von Öl- und Spritpreise, wäre selbst das nur eine Durchgangsstation.
Zwei Zahlen haben zu Jahresbeginn 2008 für Aufsehen gesorgt. Einmal die Prognose, dass der Ölpreis in den kommenden zehn Jahren auf 200 Dollar steigen sollte.
Interessant ist dabei, dass zwischenzeitliche Erholungsphasen keineswegs geeignet seien, diese These zu widerlegen. Viele Experten rechnen damit, dass nach der Verdopplung des Ölpreises im Jahr 2007 durchaus Spielraum für eine Erholungsphase sein könnte. Starke Schwankungen, wie es sie bereits in der Vergangenheit gegeben hat, sollen weiter an der Tagesordnung bleiben.
Grundlegend wird der Preisauftrieb beim Öl nach Einschätzung von Beobachtern auf sinkende Ölvorräte zurückgeführt. Kurzfristig könnten Krisen, Kriege und andere politische Entscheidungen für extreme Veränderungen des Preises sorgen. Der konkrete Hintergrund für die horrenden Aussichten sind unter anderem die erheblich gefallenen Lagerbestände in den USA.
Die Experten, die von einem weiter deutlich steigenden Ölpreis ausgehen, rechnen auch damit, dass die Preise für Sprit an den Tankstellen deutlich klettern. Die Schlagzeile, dass der Sprit an der Zapfsäule auf stolze vier Euro je Liter steigen könnte, hat Anfang des Jahres hohe Wellen geschlagen.
Andere Experten halten diese Einschätzung für zu negativ. Sie verweisen darauf, dass selbst die Verdopplung des Rohölpreises im Jahr 2007 nicht zu einer Verdopplung des Spritpreises in Deutschland geführt habe.
Selbst wenn diverse Effekte, wie etwa die Stärke des Euro, wegfallen würden, blieben Preise von jenseits der 2,50 Euro selbst bei einem Ölpreis rechnerisch schwer nachzuvollziehen. Folgt man diesen Überlegungen, dann sind Annahmen von Spritpreisen in Höhe von vier Euro tatsächlich ein Horror-Szenario.
Andere Einschätzungen gehen davon aus, dass eine Entspannung bei zahlreichen Krisen rund um den Globus die Ölpreise schnell wieder sinken könnten – und mit ihnen im gewissen Umfang auch die Spritpreise.
Allerdings glaubt niemand mehr daran, dass der Preis für Öl noch einmal deutlich unter 50 oder 30 Dollar fallen könnte. Und auch ein Spritpreis von 2,50 Euro würde zu einer dramatischen Zusatzbelastung der Autofahrer und Wirtschaft führen.
So oder so: Nachdenken über Alternativen zum Verbrennungsmotor ist in jedem denkbaren Fall nötig. Kurzfristig kann vor allem über das Fahrverhalten, mittel- und langfristig über die Auswahl eines sparsamen Wagens viel erreicht werden.
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