Die erste Position in der Frage, wann der Punkt des Ölfördermaximums erreicht sein wird, meint, dass dieser Zeitpunkt nahe oder bereits erreicht worden ist. Ein wichtiger Ansatzpunkt dieser Haltung ist, dass die gegenwärtigen Angaben über bestehende Reserven von Erdöl schlichtweg zu hoch angesetzt sind.
Aus dem Jahr 2004 stammen Angaben über die globalen Erdölreserven in Höhe von 1.260 bzw. 1.148 Milliarden Barrel, die von den Ölfirmen ExxonMobil und BP geäußert worden sind. Andere Schätzungen gehen von weit höheren Vorräten aus, im gleichen Jahr wurde von einem einschlägigen Optimisten die Zahl von drei Billionen Barrel genannt.
Dabei wird darauf verwiesen, dass die georteten Reserven aufgrund besserer Technik immer schneller gestiegen sind, als der Verbrauch und im Jahr 2004 den höchsten Stand erreicht haben.
Regional sind dabei durchaus Unterschiede zu vernehmen, der Mittlere Osten, Ostasien und Südamerika weisen sinkende Reserven auf, Afrika und Europa leicht steigende. Auf der Basis dieser Annahmen geht man von Erdölreserven für 50 Jahre aus – wobei da nur der gegenwärtige Verbrauch eingerechnet ist.
Diese an sich recht positiven Zahlen werden von Skeptikern und Kritikern scharf angegangen. Sie stellen grundsätzlich den Wert dieser Angaben in Frage. Zum einen handelt es sich aus ihrer um keine festen Größen, mit denen einfach operiert werden kann. Das Volumen der Reserven ist variabel, es hängt von zahlreichen Faktoren ab. Um ein Beispiel zu nennen:
Der Grad, mit dem eine Lagerstätte ausgebeutet werden kann, ist in den zurückliegenden Jahrzehnten deutlich angestiegen. So konnte der Grad der Ausbeutung eines Ölfeldes auf 35 bis 40 Prozent gesteigert werden. Das ist ein Grund dafür, dass die bestehenden und bereits bekannten Lagerstätten oft eine Aufwertung erhalten haben.
Allein diese Zahl zeigt, dass theoretisch noch viel mehr Öls aus den Lagerstätten herausgeholt werden könnte. Allerdings gilt das als wesentlich riskanter, aufwändiger, teuerer usw.
Außerdem werden grundsätzlich viele Angaben über die Höhe der bestehenden Reserven infrage gestellt, etwa aus politischen Gründen. So wird immer wieder darauf verwiesen, dass die OPEC-Staaten ihre Reserven vielfach in den 1980er Jahren künstlich angehoben hatten, um nicht wegen der Kopplung der Förderhöhe von Erdöl an die Reserven weniger fördern zu können. Damit werden rund ein Drittel (!) der Reserven, die von den OPEC-Staaten ausgegeben wurden, als zweifelhaft eingestuft.
Die Intransparenz der Zahlen, die aus den OPEC-Staaten kommt, ist eines der wichtigsten Argumente der Skeptiker. So wird zum Beispiel auf Abu Dhabi verwiesen, das seit Jahren den gleichen Stand an Reserven angibt, obwohl selbstverständlich jährlich aus den Lagerstätten gefördert wird. Da keine Neufunde gemeldet werden, bleibt entweder die anfängliche Unterschätzung der Größe der Reserven oder eine deutlich übertriebene Ausweisung durch die Staaten.
Immer wieder wird diese Sichtweise durch Belege gestützt. So wird auf eine Meldung aus dem Jahr 2006 verwiesen, nach der Kuwait nur auf 48 Mrd. Barrel (offiziell mehr als 90) sitze, von denen nur die Hälfte "voll bewiesen" sei.
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