Wer sich mit dem Thema Tempolimit auf deutschen Autobahnen beschäftigt, fasst ein heißes Eisen an. Bei kaum einem anderen Thema, vielleicht von der Öko-Steuer abgesehen, wird derart erbittert gerungen.
Das lässt sich an den jeweiligen Äußerungen aus den beiden Lagern ablesen, aber auch daran, dass es genügend Studien gibt, die sowohl den Sinn als auch den Unsinn eines allgemeinen Tempolimits auf deutschen Autobahnen belegen wollen.
Auch bei den Umfragen gibt es kaum Klarheit: Je nachdem, wer diese durchführt, kommt ein anderes Ergebnis zustande. Eigentlich weiß man nicht so recht, wie "die" Bevölkerung über das Thema wirklich denkt. Klar ist nur, ohne Emotionen geht hier nichts.
Bei der Diskussion um eine generelle Begrenzung des Tempos auf Autobahnen greifen eine Reihe von Faktoren ineinander: Einer davon ist der Umweltschutz. Mit geringerem Tempo auf der Autobahn würden Schadstoffe verringert, heißt es, darunter auch CO2. Das im Übrigen bestreitet niemand, weshalb wir Tempolimits auch im Bereich "Eco" abhandeln. Gestritten wird über die Frage, ob das Ausmaß der Reduktion sinnvoll ist oder nicht.
Der ADAC als Zentralorgan der Tempolimit-Gegner äußert sich eindeutig zum Thema Umweltschutz und Tempolimit: Für den Umweltschutz würde das "keine erkennbaren Verbesserungen bringen". Die Begründung: Nur "verhältnismäßig wenige Pkw fahren mit so hohen Geschwindigkeiten, dass sich eine solche Begrenzung bei der Schadstoffemission bemerkbar machen würde".
Zu ganz anderen Ergebnisse kommen Befürworter eines Tempolimits, etwa das Umweltbundesamt: Einer Untersuchung aus dem Jahr 2006 zufolge, die sich auf den Verkehr in den alten Bundesländern bezieht, würde ein Tempolimit von 120 km/h eine Reduktion von diversen Schadstoffen hervorrufen.
Darunter auch der Klimakiller CO2, der zu neun Prozent weniger in die Luft geblasen würde. Da aber nicht nur auf Autobahnen gefahren wird, würde sich der gesamte Effekt nach Angaben des Umweltbundesamtes auf drei Prozent belaufen.
Andere Schadstoffe, wie Kohlenmonoxid und Stickstoffoxide, würden deutlich stärker verringert, so die Studie.
Für das Umweltbundesamt reicht das aus, um ein Tempolimit als "sinnvolle Maßnahme im Rahmen des Klimaschutzes" zu bezeichnen.
Das Thema Tempolimit auf deutschen Autobahnen wird in der kommenden Zeit immer wieder aus dem Dornröschen-Schlaf geholt werden, dessen darf man sich sicher sein. Allein der Dauerbrenner "Klimaschutz" dürfte dafür sorgen.
Die durchaus ehrgeizigen Pläne der Regierung für die Senkung der CO2-Emissionen könnten übrigens einen Hebel bilden, um dem Tempolimit letztlich doch noch zur Verwirklichung zu verhelfen.
Wenn es nämlich auf den Stichtag zugeht, an dem die Reduktionsziele erreicht werden sein sollen, und nicht viel fehlt, um die angestrebten Ziele tatsächlich zu erreichen, könnte ein Tempolimit ein schneller und leicht durchzusetzender Faktor sein.
Einstweilen aber, das hat die Erfahrung gezeigt, fehlt eine politische Mehrheit unter den Parteien, um ein generelles Tempolimit einzuführen.
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