In den zurückliegenden Monaten ist der Biosprit immer stärker in die Kritik geraten. Dabei sind es keinesfalls nur die "üblichen Verdächtigen", sondern große Konzerne und die Vereinten Nationen, die sich in den Chor der Bedenkenträger eingereiht haben.
Die Kritik an der massenhaften Verwendung von Biotreibstoff richtet sich gegen zahlreiche Aspekte, nicht nur gegen die bestrittene klimaneutrale oder gar klimapositive Wirkung.
Wie zu sehen ist, kann das Setzen auf Biotreibstoff erhebliche Schattenseiten haben. Folgt man den Kritikern auf ganzer Linie, dann hat das vorgebliche Wundermittel erheblich größere Nach- als Vorteile.
Für viel Aufsehen hat eine gemeinsame Warnung internationaler Unternehmen, allen voran Coca-Cola und Nestlé, Anfang 2008 gesorgt, die sich gemeinsam mit den Vereinten Nationen an die Öffentlichkeit gewandt haben, um vor einem tief greifenden Wassermangel zu warnen, wenn es zu einem massenhaften Anbau von Pflanzen kommt, aus denen Treibstoffe gewonnen werden.
Das Wort "globale Wasserkatastrophe" ist gefallen und das klingt nicht minder erschreckend als "Klimakatastrophe". Kern der Argumentation ist, dass der Anbau von Pflanzen, die zur Lösung des Energieproblems beitragen sollen, drastischen Wassermangel nach sich zieht.
Dramatische Zahlen werden genannt: Eintausend Liter Wasser verbraucht die Produktion eines Liters Biodiesel, heißt es, andere Schätzungen sprechen von bis zu 4.000 Litern.
Das Problem sei, dass bereits in der Gegenwart 1,2 Milliarden Menschen ohne Zugang zu ausreichendem und sauberem Wasser leben müssten, in fünfzehn Jahren würde diese Zahl auf drei Milliarden anwachsen. Mit verheerenden Folgen auch für jene Staaten, die genügend Wasser haben, denn steigende Nahrungsmittelpreise, Krankheiten und eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums würden auch diese betreffen.
Entscheidender Punkt ist: Wasser kann anders als Öl nicht ersetzt werden. Ergo gibt es nur den Ausweg, damit nachhaltig umzugehen. Eine massenhafte Verwendung zur Erzeugung von Agratreibstoffen würde allerdings das massiv erschweren, meinen Kritiker und fordern die Abkehr von diesem Weg.
Eine der wesentlichen Warnungen im Zuge der Diskussion um Sinn und Unsinn von Biokraftstoffen ist der Preisverlauf von Lebensmitteln. Verbraucher haben in der jüngsten Zeit bereits einen Vorgeschmack darauf bekommen, was damit gemeint ist.
Die weltweit deutlich steigende Nachfrage bei Lebensmitteln hat die Preise bereits schmerzlich erhöht. Werden jetzt großflächig Gebiete nicht mehr für die landwirtschaftliche Produktion von Nahrungsmitteln verwendet, sondern für Pflanzen, aus denen Treibstoffe hergestellt werden sollen, würde sich das Problem dramatisch verschärfen.
Bereits in der Vergangenheit hat es Aufsehen erregende Phänomene gegeben, die den Zusammenhang zwischen Lebensmittelknappheit und steigender Nachfrage nach Biotreibstoffen bezeugen.
Da wäre zum Beispiel die deutliche Preissteigerung beim mexikanischen Grundnahrungsmittel "Tortilla", das auf Mais basiert. Der Grund: Die Nachfrage aus dem benachbarten Amerika nach Mais ist drastisch gestiegen – nicht, weil die Amerikaner mehr Mais essen, sondern weil Ethanolproduzenten nachgefragt haben.
Aber nicht nur die Menschen in Ländern wie Mexiko werden die Preiserhöhungen spüren. Auch hierzulande sollte sich das bemerkbar machen: Einmal an der Zapfsäule durch die Zwangsbeimischung von Biosprit, der die Kosten treibt, zum zweiten durch die steigenden Preise von Nahrungsmitteln.
Für die Verbraucher in reichen Ländern ist das eine zusätzliche Belastung, für jene in armen Ländern kann das Szenario bereits Hungersnöte provozieren.
Dabei ist die Frage der Nahrungsmittelproduktion komplex. Klar scheint, dass zum Beispiel die Europäische Union mit ihrem Ziel, bis 2020 zehn Prozent Agrartreibstoff in den Treibstoffen beigemischt zu haben, nicht mit den vorhandenen heimischen Landwirtschaftskapazitäten auskommen wird.
So wird dieser importiert werden müssen. In den Ländern, wie Indonesien, Brasilien, Kolumbien könnte das aber den Regenwald nachhaltig vernichten: Denn dieser könnte gerodet werden, um Platz zu schaffen für Pflanzen, aus denen Biotreibstoffe entstehen sollen. Der Regenwald ist aber ein extrem wichtiger Klimafaktor, speichert er doch gewaltige Mengen klimaschädliches CO2. Studien zufolge reicht es, dass ein Prozent des in Europa benötigten Biosprits aus Landwirtschaft gewonnen wird, für die Regenwald weichen musste, dass die CO2-Einsparung komplett aufgebraucht wäre.
Der Lösungsansatz, derartig produzierten Biosprit nicht zu importieren, ist kaum gangbar. Einerseits fiele die Überprüfung derartiger Regeln schwer, zweitens gibt es einfache Weisen, die Vorschriften zu umgehen.
Niemand wird die Menschen daran hindern können, Regenwald für den Anbau von Nahrungsmitteln zu roden, während vorhandene landwirtschaftliche Gebiete für die Anpflanzung von Sprit-Pflanzen verwendet werden.
Damit bereits wären die angeblichen CO2-Vorzüge des Biosprits dahin. Doch auch im besten anzunehmenden Fall, nämlich, dass ausgeschlossen werden könnte, dass Regenwälder weichen müssten, sehen Kritiker im Biosprit keinen Klimaretter.
Ins Visier der Kritiker ist mittlerweile auch die Annahme geraten, dass Biotreibstoffe klimaneutral seien. So machen die Ergebnisse einer Studie, die Paul Crutzen, der ehemalige Direktor des Mainzer Max-Planck-Instituts für Chemie durchgeführt hat, die Runde: Die Klimabilanz von Biosprit fällt demnach schlechter aus, als bislang gedacht.
Biodiesel aus Raps könnte 1,7 Mal schädlicher sein als herkömmliches Benzin. Der Grund ist die Düngung mit Stickstoff, der teilweise als Lachgas in de Atmosphäre gelange. Das Gas gilt allerdings als ein wahrer Klimakiller und als weitaus gefährlicher als CO2.
Andere Faktoren, wie zum Beispiel die intensivierte Landwirtschaft beim Anbau von Sprit-Pflanzen, die zum Einsatz gentechnisch veränderter Pflanzen und vor allem von Pestiziden führt, werden kritisch gesehen. Insbesondere, wenn es um die Frage der "Nachhaltigkeit" geht.
Ein Lichtblick ist bei dieser Studie ist Ethanol aus Zuckerrohr, das nach diesen Untersuchungen eine bessere Umweltbilanz aufzuweisen hat, als Raps. Noch besser stehen die Biokraftstoffe der zweiten Generation da, etwa Cellulose-Ethanol. Der zentrale Grund ist, dass diese aus Abfallstoffen gewonnen werden, die nicht im Wettbewerb mit der Produktion von Lebensmitteln stehen.
Der Haken an der Sache: Noch sind diese nicht weit genug entwickelt, um eine Rolle zu spielen. So lange das der Fall ist, sind diese Lichtblicke eben nur Hoffnungsträger, keine wirklichen Alternativen.
Der große Vorteil, der in der Verwendung von Biokraftstoffen gesehen wird, liegt darin, dass es sich um nachwachsende, also potenziell nicht-endliche Rohstoffe handelt. Im Gegensatz dazu ist das Öl ein endlicher Rohstoff, der irgendwann ausgebeutet worden sein wird. ...mehr
In den zurückliegenden Monaten ist der Biosprit immer stärker in die Kritik geraten. Dabei sind es keinesfalls nur die "üblichen Verdächtigen", sondern große Konzerne und die Vereinten Nationen, die sich in den Chor der Bedenkenträger eingereiht haben. ...mehr
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