Ein sehr schwieriges Feld betritt – im wahrsten Sinne des Wortes - wer sich mit dem Thema der Bio- oder Agrartreibstoffe beschäftigt. Eigentlich ist die Idee bestechend: Aus Pflanzen bzw. ihren Abfällen, gemeinhin "Biomasse", wird Treibstoff gewonnen, um diesen gewöhnlichem Sprit beizumischen oder diesen gar vollständig zu ersetzen.
Befürworter sehen im Biosprit einen Königsweg, Kritiker einen gefährlichen Holzweg.
Tatsächlich wird vielfältig geforscht, erprobt und entwickelt und auch schon in der Praxis angewandt. Einige Länder wie Brasilien decken ihren Treibstoffbedarf bereits jetzt zu einem großen Teil aus Biokraftstoffen.
Zunächst einmal lässt sich Biodiesel bis zu einem gewissen Grad (ungefähr sechs Prozent) dem normalen Diesel und Ethanol dem gewöhnlichen Benzin beimischen. Durch bestimmte technische Verfahren kann sich dieser Beimischungsgrad erhöhen lassen, so dass der herkömmliche Treibstoff vollständig ersetzt werden kann.
Ein Anwendungsfeld ist der Motorsport. In der Formel 1 wird in der Saison 2008 erstmals das Reglement in Richtung "Umweltschutz" geändert – hier ist vorgeschrieben, dass 5,75 Prozent des Sprits aus Biotreibstoff bestehen muss.
Grundsätzlich ist die Beimischung von Biokraftstoff, wenn man so will: die "Verlängerung" des herkömmlichen Sprits ein interessanter Weg, weil die Umsetzung auf der Basis des bestehenden Tankstellensystems vollzogen werden kann.
Die Verwendung von Agrartreibstoffen der ersten Generation ist in einigen Regionen der Erde weit fortgeschritten. Beispielhaft wird immer wieder Brasilien genannt, das aufgrund seiner Witterungsbedingungen große Mengen dieses Kraftstoffes produzieren kann. Schätzungen gehen davon aus, dass mehr als 40 Prozent des gesamten Treibstoffverbrauchs in dem südamerikanischen Land durch Agrarethanol bestritten wird.
Bei dem so genannten Agrarethanol wird dem Alkohol 15 Prozent Benzin beigemischt: Wegen der 85 Prozent Alkohol im Treibstoff heißt dieser Ethanol E85. Das Benzin dient dazu, um die Kaltlaufeigenschaften des Sprits zu verbessern.
Viele Autohersteller setzen dabei auf Fahrzeuge mit so genanntem "Flexifuel": Das bedeutet nichts anderes, als dass man sowohl herkömmlichen Ottokraftstoff als auch Ethanol E85 verwenden kann. In Deutschland ist das Tankstellennetz für E85 noch so dünn, dass derartige Technik nötig ist, um überhaupt Absatzchancen für die eigenen Fahrzeuge zu haben.
An der Herstellung von Biokraftstoffen wird intensiv geforscht. So gibt es den "Biomass to Liquid" (BrtL) – Kraftstoff, der ähnlich der Produktion von Treibstoffen aus Kohle aus Biomasse Kraftstoff erstellt.
Ein Beispiel ist eine Anlage im sächsischen Freiberg, die aus Holzschnitzeln Kraftstoff erstellt. Dabei wird der Rohstoff zunächst in drei Stufen in ein Synthesegas verwandelt, das wiederum in Sprit umgemodelt wird.
Als weitere Form des Biokraftstoffes gilt Cellulose-Ethanol, das wesentlich günstiger hergestellt werden kann: Zerkleinerte Biomasse wird vergoren, das Endergebnis kann in leicht veränderten Otto-Motoren verwendet werden.
Modifikationen an den Motoren sind bei 1-Butanol nicht notwendig, was ein Grund dafür ist, dass ihm eine große Zukunft unter den Biokraftstoffen vorhergesagt wird. Dieser Kraftstoff weist eine höhere Energiedichte als Cellulose-Ethanol auf und ist weniger korrosiv.
Potenziell gehört auch Wasserstoff in diese Kategorie, denn eine Herstellungsweise basiert auf der Umwandlung von Biomasse. Wegen der relativ preisgünstigen Herstellungsweise könnte dieser Weg eine wesentliche Bedeutung im Rahmen einer Wasserstoff-Wirtschaft erhalten. Wasserstoff, das unter anderem in Brennstoffzellen oder direkt in Wasserstoff-Verbrennungsmotoren Verwendung finden könnte, wird wegen des großen Potenzials in einer gesonderten Rubrik dargestellt.
Daneben wird noch an den Biokraftstoffen der dritten Generation gearbeitet, die sich allerdings noch im Entwicklungsstadium befinden: Der Weg, Kraftstoff zu generieren, geht über gentechnisch modifizierte Mikroorganismen, die aus pflanzlichen Abfallstoffen Verbindungen herstellen, die den herkömmlichen Kraftstoffen vergleichsweise ähnlich sind.
Die Verwendung von Biokraftstoffen funktioniert auch ganz gut, hat aber auch seine Schattenseiten, wie zu sehen sein wird. Diese sind – folgt man den Kritikern – derart groß, dass sich die Menschheit in diesem Bereich im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Holzweg befindet. Mittlerweile ist ein heftiger Streit um die Verwendung von Biosprit entbrannt.
Der große Vorteil, der in der Verwendung von Biokraftstoffen gesehen wird, liegt darin, dass es sich um nachwachsende, also potenziell nicht-endliche Rohstoffe handelt. Im Gegensatz dazu ist das Öl ein endlicher Rohstoff, der irgendwann ausgebeutet worden sein wird. ...mehr
In den zurückliegenden Monaten ist der Biosprit immer stärker in die Kritik geraten. Dabei sind es keinesfalls nur die "üblichen Verdächtigen", sondern große Konzerne und die Vereinten Nationen, die sich in den Chor der Bedenkenträger eingereiht haben. ...mehr
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